Den Realitäten des ländlichen Raums mehr Beachtung schenken

Dr. Timm Kern MdL und Rolf Bleher (Landwirt und Zweitkandidat im Wahlkreis Hechingen-Münsingen)
Dr. Timm Kern MdL, Rolf Bleher (Landwirt und Zweitkandidat im Wahlkreis Hechingen-Münsingen)

Was braucht die Landwirtschaft in der Region Neckar-Alb, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Austausches zwischen dem FDP-Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern und dem Münsinger Landwirt Rolf Bleher. Auf dessen Hof mit Jungviehaufzucht, Rindermast und Biogasgewinnung unterhielten sie sich über Bürokratie und die Wertschätzung der Landwirtschaft.

Dr. Timm Kern wird bei der Landtagswahl 2026 im Wahlkreis Hechingen-Münsingen als Kandidat für die FDP antreten. Rolf Bleher wurde in der Aufstellungsversammlung der FDP am 12. Februar zu dessen Zweitkandidaten gewählt. Er findet es wichtig, dass sich Menschen aus unterschiedlichen Berufen und persönlichen Hintergründen politisch engagieren: „Was bringt es mir, immer nur zu meckern? Ich will mich schon selbst einbringen und die Dinge besser machen“, so Rolf Bleher.

Wie man die Dinge besser macht, war Thema beim Rundgang über den Betrieb des Landwirts. Der Landtagsabgeordnete verwies dabei auf die Proteste von Landwirten vergangenes Jahr: „In der Öffentlichkeit wurde hauptsächlich über diejenigen diskutiert, die bei den Protesten den Bogen überspannt haben. Aber die legitimen Sorgen der Bauern sind meist im Hintergrund geblieben“, beobachtete Dr. Timm Kern. Deshalb wollte er von Rolf Bleher wissen, was aus seiner Sicht die drängendsten Wünsche von Landwirten an die Politik seien.

Dabei stand für Rolf Bleher vor allem die Bürokratie im Mittelpunkt: „Ich bin seit November eigentlich nur im Büro. 70% meiner Arbeit ist am Schreibtisch, um irgendwelche Datenblätter auszufüllen oder Genehmigungen einzuholen“, erzählte er dem Abgeordneten. Aktuell beschäftige ihn zum Beispiel die Genehmigung einer Gasaufbereitungsanlage. Sein Projekt, auf dem Hof Biomethan zur Energiegewinnung zu produzieren, laufe seit dreieinhalb Jahren – und es kämen immer neue Nachweise, die er erbringen müsse. Dr. Timm Kern zeigte dafür kein Verständnis: „Wir sind immer noch in einer Zeit von Energieknappheit. Und dezentrale Energiegewinnung ist doch gewollt. Warum wirft man einem dann immer neue Knüppel zwischen die Beine?“

Auch der Netzzugang für seine gewonnene Energie habe zwei Jahre gebraucht, erzählte Rolf Bleher seinem Gast. Dabei könnte er etwa 55-60% des Gasbedarfs von Münsingen decken. Er frage sich, warum man in Baden-Württemberg politisch nicht stärker darauf setze: „In Bayern gibt es für die Größe dieser Anlage 500.000 Euro Zuschuss. In Baden-Württemberg gibt es gar nichts!“ Dr. Timm Kern kritisierte die Landesregierung von Grünen und CDU dafür: „Ein Bekenntnis zur Landwirtschaft sieht definitiv anders aus“.

Auch andere in der Region relevante Themen kamen zur Sprache. So sah Dr. Timm Kern zum Beispiel die Schließung der Notfallpraxis in Münsingen als Problem an: „Das ist doch wieder einmal Politik gegen den ländlichen Raum, die da gemacht wird“. Das sah Rolf Bleher ähnlich: „Sozialminister Lucha von den Grünen hat gesagt, man käme ja in 30 Minuten nach Reutlingen oder Ehingen. Mal abgesehen davon, dass ich das bei Einhaltung der Verkehrsregeln sicher nicht in 30 Minuten schaffe: Was ist mit älteren Menschen? Und was ist bei Schneefall, wenn die Straßen gesperrt sind? Das hat mit unserer Realität wenig zu tun“.

So gingen Dr. Timm Kern und Rolf Bleher mit einem gemeinsamen Vorhaben auseinander: Die Politik in Baden-Württemberg dürfe nicht länger an den Landwirten und dem ländlichen Raum vorbei gemacht werden.