„Die besonderen Bedarfe des ländlichen Raums müssen mehr mitgedacht werden“

Mit Bürgermeister Davide Licht zu Besuch im Hans-Küng-Progymnasium Burladingen
Mit Bürgermeister Davide Licht (rechts) zu Besuch im Hans-Küng-Progymnasium Burladingen

In Burladingen sind die Wege kurz – das erfuhr Dr. Timm Kern, Landtagsabgeordneter der FDP, bei seinem Besuch am Hans-Küng-Progymnasium Burladingen schnell. Denn neben dem Schulleiter des Progymnasiums Dr. Johannes Heß empfingen ihn auch die Schulleiterin des direkt nebenan beheimateten Schulverbunds aus Realschule, Werkrealschule und Grundschule, Monika Rudolf, sowie Burladingens Bürgermeister Davide Licht.

Im Zentrum des Gespräches stand dabei die Vielfalt des Schulsystems und wie diese erhalten werden kann. Denn während in Burladingen Grundschule, Werkrealschule, Realschule und Progymnasium in direkter räumlicher Nähe sich gegenseitig befruchten, gehen die aktuellen bildungspolitischen Reformen der Landesregierung aus Grünen und CDU in Stuttgart in eine andere Richtung: So wurde beispielsweise durch die Landesregierung beschlossen, den Werkrealschulabschluss abzuschaffen.

Dr. Timm Kern erklärte, dass er diese Entscheidung für einen großen Fehler halte: „Die Abschaffung der Werkrealschulabschlusses wird vor allem dem ländlichen Raum und denjenigen Schülerinnen und Schülern schaden, die praxisnah unterrichtet werden wollen. Die Vielfalt der Schularten ist pädagogisch sinnvoll, weil wir nur so die passende Schule für jedes Kind anbieten können“. Schulleiterin Monika Rudolf, in deren Schulverbund auch die Werkrealschule Burladingen Teil ist, plädierte ebenfalls für den Erhalt der Werkrealschulen: „Den Schülerinnen und Schüler müssen wir ja trotzdem weiterhin gerecht werden. Diese verschwinden mit der Abschaffung des Werkrealschulabschlusses ja nicht einfach.“

Auch das Progymnasium hat aktuell durch die kommende Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums einige Herausforderungen zu meistern. So gab es lange Zeit aus dem Ministerium von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) keine eindeutige Aussage, was die Umstellung auf G9 für die Progymnasien bedeute. Unter anderem durch eine gemeinsame Anfrage des lokalen FDP-Abgeordneten Rudi Fischer und Dr. Timm Kern als bildungspolitischem Sprecher der FDP-Fraktion kam zumindest etwas Licht ins Dunkel: Das Ministerium kündigte an, im weiteren Prozess der Einführung von G9 Gespräche mit den Schulleitungen der Progymnasien zur Umsetzung zu führen. „Damit haben wir zumindest Zeit gewonnen. Es bleibt dabei, dass unterschiedliche Möglichkeiten auf dem Tisch liegen“, erklärte dazu Schulleiter Dr. Johannes Heß. Der Abgeordnete Dr. Timm Kern sagte jedenfalls zu, sich weiter für die Progymnasien einzusetzen, denn auch diese seien – wie die Werkrealschulen - für den ländlichen Raum von großer Bedeutung.

Auch Burladingens Bürgermeister Davide Licht betonte in dem Gespräch, dass die Stadt die unterschiedlichen Schularten als Gewinn wahrnehme: „Ein Verlust von Schularten schwächt uns im ländlichen Bereich“, betonte er. „Wichtig ist, dass die Durchlässigkeit zwischen den Schularten gegeben ist – aber das war sie schon immer. Auch ich selbst war zuerst auf einer Realschule und habe dann später auf das Gymnasium gewechselt.“ Grundsätzlich wünschten sich die Gesprächspartner mehr Rücksicht auf den ländlichen Raum: „Die besonderen Bedarfe des ländlichen Raumes müssen mehr mitgedacht werden“, erklärte Schulleiter Dr. Heß.

Im anschließenden Austausch mit einer zehnten Klasse des Hans-Küng-Progymnasiums hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, dem Gast aus dem Landtag Fragen zu seiner Arbeit und seinen politischen Positionen zu stellen. Dabei kam zum Beispiel das Thema Digitalisierung und digitale Bildung zur Sprache. Dr. Timm Kern betonte die Wichtigkeit der Medienbildung: „Ich würde schon in der KiTa mit spielerischer Medienbildung anfangen – denn auch Kinder in der KiTa kommen nun einmal schon in Kontakt mit digitalen Medien und mit dieser Realität müssen wir umgehen. Da ist es wichtig, zu lernen: Wann sollte das Gerät auch mal ausbleiben? In der Schule brauchen wir dann eine gute Mischung aus direktem Austausch und digitalen Methoden. Wichtig ist hier vor allem, zu wissen, welchen Quellen im Internet ich vertrauen kann.“, so der Abgeordnete.

Auch Fragen zum Tagesablauf eines Politikers oder dazu, warum er in die FDP eingetreten sei, wurden Dr. Timm Kern gestellt. Er betonte, dass er persönlich bei den Liberalen die Werte von Freiheit und Eigenverantwortung am besten realisiert sehe. Zur Frage von zunehmender Aggression gegenüber Politikern sagte er: „Politische Gewalt ist nicht zu tolerieren – und zwar gegen niemanden. Vor allem Lokalpolitiker müssen hier besser geschützt werden.“

Zum Abschluss des Besuches sagte Dr. Timm Kern zu, gerne bald wieder nach Burladingen zu kommen – denn im Bildungsbereich gibt es schließlich immer viel zu diskutieren.