Einsatz und Verantwortung belohnen

Im Austausch mit dem Martin-Haug-Stift in Freudenstadt
Im Austausch mit dem Martin-Haug-Stift in Freudenstadt

Die meisten Menschen kommen auf die eine oder andere Weise früher oder später mit dem Thema in Berührung – sei es als Angehöriger oder im eigenen Leben. Die Rede ist von der Pflege im Alter. Bei einem Besuch im Martin-Haug-Stift in Freudenstadt wollte der FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern deshalb erfahren, was die Landespolitik tun kann, um die Pflegeeinrichtungen und die Pflegebedürftigen zu entlasten. Empfangen wurde er von Hausdirektor Patrick Vilmin, Regionaldirektor Clemens Miola sowie dem langjährigen Freudenstädter FDP-Mitglied Helga Steffler.

Ein Megathema war dabei – wie in vielen Bereichen – die Frage der Bürokratie. Clemens Miola, der als Regionaldirektor Tübingen der evangelischen Heimstiftung unter anderem für das Martin-Haug-Stift zuständig ist, sowie Patrick Vilmin, Hausdirektor des Martin-Haug-Stifts, waren sich dabei einig: Gewisse Dokumentationspflichten sind in der Altenpflege sinnvoll, um die Qualitätsentwicklung sicherzustellen. Doch die Schraube sei schon lange überdreht: „Teilweise gibt es Doppelt- und Dreifachprüfungen, zum Beispiel im Brandschutz oder der Gewerbeaufsicht. Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind schärfer geprüft als ein Atomkraftwerk“, beschrieb Clemens Miola anschaulich die Problematik aus seiner Sicht. Dr. Timm Kern zeigte großes Verständnis für diese Position: „Man ergreift den Beruf ja nicht, um Dokumente auszufüllen, sondern um für den Menschen da zu sein“, so der Abgeordnete.

„Bekommen Sie noch die Leute, die Sie brauchen?“, wollte Dr. Timm Kern wissen, wie es um die Rekrutierung von Pflegefachkräften steht. Aktuell sei die Lage in Ordnung, konnten Patrick Vilmin und Clemens Miola berichten. Allgemein sei aber gesellschaftlich ein Trend zu beobachten, dass die Eigeninitiative in der Gesellschaft rückläufig sei. Das müsse sich wieder ändern. „Es müssen Signale gesendet werden, dass Einsatz und Verantwortung auch belohnt werden“, plädierte Clemens Miola. Belohnungsanreize für besonders gute Leistungen seien aber im System nicht vorgesehen. Dr. Timm Kern verwies hier auf die liberale Grundeinstellung, dass „Freiheit und Verantwortung zwei Seiten derselben Medaille“ seien. „Es muss allen klar sein: Wenn wir Wohlstandsverluste haben, hat das auch Auswirkungen auf die Akzeptanz des demokratischen Systems“, warnte der FDP-Abgeordnete.

Auf die Frage von Dr. Timm Kern nach den drängendsten Wünschen an die Politik kam neben dem Abbau übertriebener Dokumentation auch das Thema der generalistischen Pflegeausbildung auf. Diese habe Vor- und Nachteile, erklärte Patrick Vilmin. Klar müsse jedenfalls sein: „Wir brauchen sowohl die „primary nurses“, als auch darunter liegende qualifizierende Ausbildungen.“ Auch die Helferausbildung sei in Deutschland und Baden-Württemberg nicht einheitlich geregelt.

„Wir sollten uns nicht selber zum Problemfall machen, sondern viel positiver über den Pflegeberuf sprechen“ war der abschließende Apell von Clemens Miola. Schließlich gebe einem der Beruf unglaublich viel – darüber werde aus seiner Sicht viel zu wenig gesprochen. Dieses positive Bild wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken – das war eine zentrale Botschaft, die Dr. Timm Kern wieder mit zurück in den Landtag nahm.