Emotionale und soziale Entwicklung fördern

Im Dialog mit Schulleiterin Silke Schulz (Heimschule Osterhof Baiersbronn)
Im Dialog mit Schulleiterin Silke Schulz (Heimschule Osterhof Baiersbronn)

Manche Menschen denken bei dem Begriff „Privatschule“ an elitäre Zirkel, die mit hohen Schulgeldern dafür sorgen, dass sie unter sich bleiben. Die Realität sieht aber anders aus: Es gibt eine große Vielfalt an Schulen in privater Trägerschaft mit ganz unterschiedlichen Zielgruppen und pädagogischen Ansätzen. Eine davon ist die Heimschule des Therapiezentrum Osterhof e.V. in Baiersbronn. Bei einem Besuch dort informierte sich der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern (FDP) im Rahmen des „Tags der freien Schulen“ bei Schulleiterin Silke Schulz über ihre Wünsche und Herausforderungen.

Die Heimschule Osterhof ist ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. Hier kommen Schülerinnen und Schüler aus ganz Baden-Württemberg zusammen, die in der Schule oder der Familie auffällig geworden sind. „Auffällig“ kann dabei vieles heißen: „Das kann sein, dass die Kinder mit ihrem Verhalten versuchen, Aufmerksamkeit zu erregen – es kann aber genauso der komplette Rückzug sein“, erklärte Schulleiterin Silke Schulz dem Gast aus dem Landtag.

Aktuell habe die Heimschule 28 Kinder, die bewusst in kleinen Klassen unterrichtet werden. Die Altersspanne reiche von sechs bis zwölf Jahren. Ziel sei immer die Wiedereingliederung in den normalen Schulbetrieb, wofür die Heimschule eng und sehr konstruktiv mit den öffentlichen Schulen in Baiersbronn zusammenarbeite, erklärte Silke Schulz. Dr. Timm Kern betonte, wie wichtig es sei, dass es die SBBZ als spezialisierte Schulen gebe: „Es wird immer mal wieder diskutiert, SBBZ mit dem Hinweis auf Inklusion abzuschaffen. Aber viele Kinder brauchen nun einmal diese spezielle Betreuung, die sie woanders nicht bekommen könnten. Deshalb setze ich mich für den Erhalt und die Stärkung der SBBZ ein.“

Insgesamt zeigte sich Schulleiterin Silke Schulz auf die Frage von Dr. Timm Kern, was ihre Wünsche an die Landespolitik seien, zufrieden mit der Unterstützung, die die Heimschule bekommt. Eine Baustelle sieht sie aber in der Ausbildung von Sonderpädagogen: „Aktuell haben wir sieben Lehrkräfte, davon aber nur zwei Sonderpädagogen“, erklärte sie. Dr. Timm Kern war sich diesem Problem bewusst: „Den größten Lehrkräftemangel haben wir an Grundschulen und den SBBZ. Trotzdem gibt es in Baden-Württemberg immer noch notenbasierte Zugangsbeschränkungen an den Pädagogischen Hochschulen, wo diese Lehrkräfte ausgebildet werden. Das halte ich für schwer zu erklären und muss geändert werden.“

Im Mittelpunkt der Arbeit stehe natürlich immer das Kind, so Silke Schulz. Mit einer psycho-analytischen Pädagogik gehe man auf jedes einzelne Kind ein: Basierend auf regelmäßigen Gesprächen unter den Lehrkräften über die Gefühle der Kinder, um sich in diese hineinzuversetzen, wird nach und nach eine Beziehung zu ihnen aufgebaut. „Den Zugang zum Kind finden – das ist die wichtigste Arbeit“, fasste Schulleiterin Schulz ihre Aufgabe zusammen.

Der FDP-Abgeordnete Dr. Timm Kern zeigte sich beeindruckt von der geleisteten Arbeit an der Heimschule Osterhof: „Der Satz «Die Stärke einer Gesellschaft zeigt sich darin, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht» wird häufig zitiert. Hier wird er mit viel Herzblut und Eigeninitiative gelebt! Diese unverzichtbare Arbeit zu unterstützen ist auch die Aufgabe von uns als Politik.“