Ich kämpfe für jede Haupt- und Werkrealschule!

Im Gespräch mit Elternbeirat und Schulleitung der Keplerwerkrealschule Freudenstadt
Im Gespräch mit Elternbeirat und Schulleitung der Keplerwerkrealschule Freudenstadt
  • Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern (FDP) besucht Keplerwerkrealschule Freudenstadt – im Gespräch mit Elternbeirat und Schulleitung
  • Versorgung mit Lehrkräften im ländlichen Raum großes Problem
  • Wiedereinführung der Präventionsklasse für die Schule wichtigstes Anliegen

Am Anfang stand ein Brief: Nachdem der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern (FDP) aus Reihen des Elternbeirats der Keplerwerkrealschule Freudenstadt und dessen Vorsitzender Irene Skaradek ein Schreiben bekommen hatte, in welchem die Lehrerversorgung kritisch thematisiert wurde, wollte er sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort machen. Im gemeinsamen Treffen mit Schulleitung und Elternbeirat war das Ziel, die Herausforderungen vor Ort zu benennen und mögliche Lösungswege zu finden.

„Wir müssen aufpassen, dass wir den Regelunterricht überhaupt aufrechterhalten können“, war der Appell aus den Reihen des Elternbeirates direkt zu Beginn des Gespräches. Dazu gehörten auch genug Vertretungslehrkräfte, ließen die Elternvertreter den Abgeordneten Dr. Kern wissen. Die Schulleitung konkretisierte: Zusätzliche Angebote wie die erfolgreiche Präventionsklasse für Jugendliche, die ein besonderes Kompetenztraining brauchen, seien aktuell nicht mehr möglich. Trotz eigentlich positiver Signale aus dem zuständigen Schulamt Rastatt mussten diese Präventionsklassen eingestellt werden. „Durch die weiterlaufende Förderung des Jugendamts können wir zumindest an einem Nachmittag noch ein Training anbieten – aber das pädagogische Gesamtkonzept besteht so nicht mehr“, bedauerte die Schulleitung.

Insgesamt sei der ländliche Raum in vielen Punkten benachteiligt, war die Analyse der Gesprächspartner: Der Mangel an Lehrkräften sei hier noch gravierender als in der Stadt, viele Junglehrerinnen und -lehrer wollten nicht unbedingt an Schulen im ländlichen Raum gehen. Wenn dann während der Corona-Pandemie noch dazu kam, dass schwangere Lehrkräfte nicht mehr eingesetzt werden durften, sei die Versorgungssituation schnell an ihrer Grenze. Das liege auch daran, dass Lehrkräfte sich immer mehr mit Verwaltungsaufwand beschäftigen müssten und die pädagogische Arbeit – auch nach Corona – alle am Schulleben beteiligten enorm fordere.

Auch, was die Bildungspläne angeht, hatten die Schulleitung und der Elternbeirat der Keplerschule einige Anmerkungen: Inzwischen sei es so, dass die Bildungspläne an die Gemeinschaftsschule angepasst worden seien. Die Bedürfnisse der Werkrealschüler seien dabei oft nicht berücksichtigt worden. Der praktische Unterricht, der auf das Berufsleben vorbereite, komme dabei zu kurz. Dabei sei gerade dieser für viele Schülerinnen und Schüler derjenige, der sie am meisten voranbringe.
Der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern hörte sich die Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen von Schulleitung und Elternbeirat an und stimmte zu, dass in der aktuellen Bildungspolitik der Landesregierung sehr Vieles im Argen liege. Der Ruf der Haupt- und Werkrealschulen sei leider mitunter nicht so gut, wie die Arbeit, die dort geleistet werde: „Haupt- und Werkrealschulen sind aus meiner Sicht ein unverzichtbarer Teil unseres Bildungswesens. Deshalb kämpfe ich auch für jede Haupt- und Werkrealschule und deren Erhalt“, erklärte er. Sie dürften nicht durch eine einseitige Privilegierung der Gemeinschaftsschule geschwächt werden. „Mein Ziel ist es, die Haupt- und Werkrealschulen weiterzuentwickeln zu sogenannten ‚beruflichen Realschulen’. So würde es in Zukunft eben die allgemeinbildenden und die beruflichen Realschulen geben“, stellte der FDP-Abgeordnete seine Idee einer Umstrukturierung der aktuellen Realschullandschaft vor. Mit dieser Weiterentwicklung könne aus seiner Sicht der Status der Schulform gestärkt werden.