Klares Bekenntnis zum Ihlinger Berg und Großen Hau als Waldjuwel
- Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern (FDP) und Vorsitzender des Naturschutzbunds (NABU) Horb, Lambert Straub, trafen sich im Großen Hau
- Beide Gesprächspartner positionierten sich gegen den Bau von Windrädern in diesem Waldgebiet
- Dr. Timm Kern: „Der Ihlinger Berg und der Große Hau ist das letzte größere und zusammenhängende Waldgebiet von Horb, quasi das Waldjuwel der Stadt.“
Die Diskussion ist schon viele Jahre alt – nun bricht sie wieder neu auf: Sollen auf dem Ihlinger Berg und im Großen Hau in Horb Windräder gebaut werden oder nicht? Der Vorsitzende des Naturschutzbundes (NABU) Horb lud den Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern (FDP) dazu ein, sich erneut vor Ort selbst ein Bild zu machen und sich über das Thema auszutauschen.
Dabei betonte der NABU-Vorsitzende: „Die Windkraft wäre im Großen Hau völlig deplatziert“. Lambert Straub wies darauf hin, dass es in Horb viel geeignetere Flächen für Windkraft gebe: „Wir erkennen als NABU die Notwendigkeit zur Energiewende absolut an. Aber diese muss naturverträglich geschehen. In der aktuellen Suchraumkulisse sind im Gemeindegebiet Horb 5,2 % der Fläche für Windkraft ausgewiesen. Wenn wir den Großen Hau/Ihlinger Berg aus der Suchraumkulisse herausnehmen, bleiben immer noch 4 % übrig, das ist immer noch mehr als das Doppelte als die für die Region geforderten 1,8 %.“
Passendere Orte für die Windkraft wären aus seiner Sicht zum Beispiel die Windvorranggebiete WF 10 beim Industriegebiet Heiligenfeld, da das Gebiet im Offenland liege, die Artenvielfalt viel geringer sei, das Gebiet mehr Wind habe und in naher Zukunft sowieso Bestandteil des Industriegebiets werde. Auch das Gebiet WF 9 Richtung Waldachtal wäre möglich – auch dort habe es mehr Wind, auf Tumlinger Seite befinde sich bereits ein Industriegebiet und auf der anderen Seite die Erddeponie Hagenbuch. Das Gebiet WF 11 südlich vom Industriegebiet Heiligenfeld sei zwar artenschutzrechtlich problematisch, aber es werde durch Ausbau der B28 ohnehin schon zerschnitten. WF 3 nördlich von Talheim Richtung Haiterbach liege ebenso zum Großteil im Offenland, die Artenvielfalt sei hier auch viel geringer, es habe deutlich mehr Wind und die Gegend sei durch ein großes Industriegebiet westlich auf Haiterbacher Seite sowie ein kleineres auf Talheimer Seite, welches absehbar wachsen wird, eingerahmt.
Beide Gesprächspartner waren sich über die überragende Bedeutung des Großen Haus für die Natur und die Menschen in und um Horb einig. „Der Erhalt des Waldes auf dem Ihlinger Berg und im Großen Hau hat ja nicht nur Naturschutzaspekte, sondern er ist auch als Naherholungsgebiet für die Horberinnen und Horber und für den Tourismus wichtig“, erklärte der FDP-Abgeordnete Dr. Kern, beispielsweise im Hinblick auf die Rexinger Themenwege. Dem konnte Lambert Straub nur zustimmen: „Die Rexinger Themenwege und der Neuaufbau der Jakobshütte wurden mit einem riesigen ehrenamtlichen und finanziellen Engagement der Bürger aus Rexingen und Ihlingen erstellt. Diese Menschen würden völlig brüskiert werden.“
„Wozu sollen wir noch Waldführungen machen, wenn der Wald löchrig wie ein Schweizer Käse ist und riesige Windräder hier oben stehen?“, fragte Lambert Straub rhetorisch. Ein großes Problem seien die erheblichen Waldrodungen für die Windräder: So müssen pro Windrad über ein Hektar Wald gerodet werden, hinzu kämen noch viele Rodungen für den Ausbau der notwendigen Transportwege. Dies würde das bisher noch intakte Waldgebiet völlig instabil machen, da das Waldinnenklima zerstört werde und die Artenvielfalt deutlich zurückgehen würde. Und gerade das Artensterben sei neben dem Klimawandel das größte Problem der Menschheit, so Straub.
Der Vorsitzende des NABU verwies zudem ergänzend darauf, dass das Waldgebiet auch für die umliegenden Schutzgebiete erhebliche Bedeutung habe: „Der Große Hau ist ein elementarer Teil des Gesamtkomplexes Dießener Tal und wichtiges Bindeglied zu den anderen Schutzgebieten in der Nähe.“ So sei der Wald entscheidend für das Mikroklima der gesamten Umgebung. Horb sei ohnehin waldarm: So seien nur 30% der Horber Fläche Waldgebiet, erklärte Straub. Zum Vergleich: Sogar in der Industriestadt Sindelfingen sind es 40%.
Dr. Timm Kern zeigte großes Verständnis für die Sorgen der Naturschützer: „Der Ihlinger Berg und der Große Hau ist das letzte größere zusammenhängende Waldgebiet von Horb, quasi das Waldjuwel der Stadt. Warum soll man das nachhaltig beschädigen – und dann auch noch ohne Not, da es doch Alternativen gibt“, positionierte sich der FDP-Abgeordnete gegen den Bau von Windrädern in diesem Gebiet. „Die Frage ist ja nicht: Windkraft ja oder nein? Sondern die Frage ist, an welchem Ort ist die Windenergie am sinnvollsten eingesetzt. Und da ist der Ihlinger Berg und der Große Hau aus meiner Sicht keineswegs eine geeignete Fläche.“ Der abschließende Appell von Lambert Straub war ebenso eindeutig: „Wenn wir das machen, ist alle Glaubwürdigkeit zum naturverträglichen Ausbau der Windenergie verloren!“