Offenes Gespräch in kleiner Runde
Eine kleine Runde fand sich am Montag, den 11. März 2024, zu einem offenen Gespräch in der Mathias-von-Neuenburg Schule ein: Der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern besuchte den Schulverbund, um von Rektor Thomas Vielhauer, den beiden Konrektorinnen Daniela Heger und Cordula Hoffmann zu erfahren, was die Schule im Moment beschäftigt. Mit dabei waren auch der Bürgermeister von Neuenburg, Jens Fondy-Langela, und zwei weitere FDP-Mitglieder.
Zuerst führte Vielhauer die Gäste durch die kürzlich renovierten naturwissenschaftlichen Räume der Schule, er wies dabei auf die gute technische Ausstattung und die digitalen Tafeln hin, auch der weitere Rundgang durch die Fachräume und die Sporthallen zeigte die gute Ausstattung der Schule. Doch alle gute Ausstattung nutze nichts, wenn sie nicht entsprechend gewartet werde, waren sich alle einig. Es fehle an entsprechenden Verwaltungs- oder Hausmeisterstellen, viel zu oft müssten Arbeiten, die nichts mit der Lehrtätigkeit zu tun hätten, von Lehrkräften übernommen werden. Kern befürworte eine Kooperation zwischen dem Bund und den Ländern bezüglich der Verwaltung und der Finanzen, damit die Kommunen als Schulträger entlastet werden und eine gerechtere Ausstattung der Schulen möglich sei.
Das Gespräch setzte sich in der ´Lerninsel´ der Werkrealschule fort und auch hier wurden die heiklen Themen nicht ausgespart: Auch das Kreisgymnasium in Neuenburg wird G9 werden, was Veränderungen der Schülerschaften aller Schulen zur Folge haben wird. In diesem Zusammenhang waren sich die Gesprächsteilnehmer einig, dass die Grundschulempfehlung verlässlicher werden muss. Kern stellte das Konzept der Landesregierung vor, das eine ´Zwei von Drei´ Regel vorsieht. Es gibt die Grundschulempfehlung, den Elternwunsch und, wenn diese beiden nicht übereinstimmen, eine Prüfung. Die entsprechende Schule besuchen kann nur, wer zwei dieser Kriterien für die Schulart erfüllt. Der Wegfall der Grundschulempfehlung habe negative Folgen, sagte Kern, so sei zum Beispiel die Zahl der Sitzenbleiber in der Realschule in die Höhe geschnellt. Rektor Vielhauer stimmte ihm zu: Die Praxis habe gezeigt, dass viele Schülerinnen und Schüler, die die Schulart besuchen, für die sie keine Empfehlung haben, früh schon das Scheitern erfahren und sich als ´Loser` empfinden. Die Schulkarriere, ja mehr noch, das Selbstwertgefühl dieser Schülerinnen und Schüler seien stark beeinträchtigt und es sei schwer, sie wieder ans Lernen hinzuführen.
Wichtig sei dabei, so Kern, dass die Grundschulempfehlung nicht als Stigmatisierung empfunden werde. Das sei vor allem in den Städten der Fall, wenn es um eine Hauptschulempfehlung gehe. Hier schlug er die Umwandlung der bestehenden Hauptschulen in ´berufliche Realschulen´ vor, was die Praktiker am Tisch ebenfalls für sinnvoll hielten. Die Werkrealschule in Neuenburg ist ja jetzt schon engstens mit der beruflichen Welt verzahnt, fast alle Absolventen haben entweder einen Ausbildungsvertrag in der Tasche oder gehen auf weiterführende Schulen.
Das mache im Übrigen die Attraktivität der Mathias-von-Neuenburg Schule aus: Sie ist zwar eine Verbundschule, aber keine Gemeinschaftsschule, die Schülerinnen und Schüler gehen entweder auf die Real- oder die Werkrealschule, und dies sei von den Eltern und Schülerinnen und Schülern auch genau so gewollt, so Vielhauer.
Eine Grundvoraussetzung des Lernens sei jedoch, hier schwenkte das Gespräch in Richtung Frühförderung, dass alle Kinder gut Deutsch sprächen. Kanada könne hier Vorbild sein, so Kern. Das Land investiere viel in die Sprachförderung, gerade für Einwanderer, die dort im Übrigen ´New Canadiens´ hießen, und nicht ´Menschen mit Migrationshintergrund´. Ein ganz anderes Konzept, von dem Baden-Württemberg einiges lernen könne. Allerdings fordere Kanada von den Ankömmlingen auch einiges ein, es sei ein Geben und Nehmen, der gegenseitige Respekt sei wichtig. Mit diesem Beispiel endete das für alle Beteiligten spannende und informative Gespräch, zurück blieb der Wunsch, die gemeinsam entwickelten Ideen zeitnah umsetzen zu können.