Politischer Austausch mit Schulleiter
Dr. Timm Kern, FDP-Landtagsabgeordneter und Sprecher für Bildung, Hochschulen, Kirchen und Religionsgemeinschaften, tauschte sich mit der Schulleitung des Kant-Gymnasiums Weil am Rhein, dem 1. Bürgermeister und weiteren FDP-Vorstandsmitgliedern zu schulpolitischen Themen aus. Über 800 Schüler aus dem umliegenden Einzugsgebiet besuchen die Bildungseinrichtung, erläuterte der Schulleiter.
In dem rund 60-minütigen Gespräch legten Schulleiter Stefan Wiedenbauer sowie der stellv. Rektor, Dieter Mayer, dar, mit welchen Sorgen sie täglich zu kämpfen haben.
„Die mangelnde Lehrerversorgung wird auch kommendes Schuljahr nicht besser werden“, so Wiedenbauer ratlos. Nahezu täglich müssten sie sich Gedanken über Stundenpläne bzw. Vertretungspläne machen. Dies erschwere die gesamte Planung und das Bildungsangebot. „Leider ist es nahezu aussichtslos, ausreichend Lehrer zu gewinnen“, so Wiedenbauer. Große Unistädte wie Freiburg, Tübingen oder Stuttgart scheinen eine weitaus höhere Attraktivität vorweisen zu können.
Timm Kern, der vor seinem Einzug in den Landtag selbst als Gymnasiallehrer gearbeitet hat, kennt die Situation aus sämtlichen Gesprächen.
„Leider haben wir in Baden-Württemberg schlechte Rahmenbedingungen. Referendare werden von der grün-schwarzen Landesregierung im Sommer immer noch in die Arbeitslosigkeit geschickt. Dabei geht es doch darum, engagierte und gute Lehrkräfte in großer Zahl neu zu gewinnen“. Große Sorgen bereitet den Schulleitern die Aufnahme zahlreicher Geflüchteter mit Sprachdefiziten. „Die Sprache ist der Schlüssel für alles. Eine diesbezügliche Förderung bereits im frühkindlichen Bereich halten wir für essenziell. Ohne fundierte Sprachkenntnisse ist der weitere Weg holprig und schwer“, so die einstimmige Ansicht.
Studien belegen diese Sorge: Mehr als ein Viertel der Grundschüler erfüllen laut IQB-Bildungstrend in Baden-Württemberg nicht die Mindestanforderungen in Orthographie.
Diese Aussage diente als Brücke für ein weiteres wichtiges Anliegen der Schulvertreter: Die Rückkehr zur verbindlichen Grundschulempfehlung.
Der Ansturm auf das Gymnasium halte auch für das neue Schuljahr an, so Wiedenbauer. Erst kürzlich fanden die Anmeldungen der neuen 5-Klässler statt. Die Entscheidung über die weiterführende Schule werde oftmals gegen das Wohl des Kindes getroffen, wissen beide aus der Praxis zu berichten. Nicht wenige Kinder sind aber bereits nach kurzer Zeit überfordert und aufgrund Misserfolge demotiviert.
„Es muss gelten: Kein Abschluss ohne Anschluss“, zeigte sich Timm Kern überzeugt, der sich auch im Landtag stetig für eine verbindliche Grundschulempfehlung einsetzt. Der Weg zu Abitur oder Studium führe oft über mehrere Schul- und Bildungswege, konnte auch Rudolf Koger, kürzlich verabschiedeter 1. Bürgermeister der Stadt, bestätigen.
„Der Grundsatz ‚Grundschule, Gymnasium, Abitur‘ ist veraltet. Zahlen belegen, dass die Mehrheit der Hochschulabsolventen über Umwege das Abitur abgelegt haben“.
Die aktuelle Debatte um die Frage G8 oder G9 beschäftigt auch das Kant-Gymnasium.
Die Schule befürwortet die längere Schulzeit. Hoffnungsvoll verweist der FDP-Abgeordnete auf das Schuljahr 2025/2026. „Der Wille der Eltern und Schüler zu G9 als Regelform ist eindeutig. Es gab pädagogisch nie einen sinnvollen Grund für G8. Ich bin zuversichtlich, dass die Rückkehr spätestens ab dem Schuljahr 2025/2026 schrittweise möglich ist“.
Baden-Württemberg müsse endlich wieder Bildungsspitze werden. Die früher hohe Qualität unseres Bildungsstandortes müsse wieder erreicht werden.
Einigkeit herrscht beim abschließenden Fazit: Die Bildung unserer Kinder ist wichtig. Jeder einzelne hat ein Recht auf beste Bildung. Der Abgeordnete nahm den Wunsch der Schulleiter mit, dass sich die Politik um die Rahmenbedingungen dafür kümmern muss!