Rechnerisch stabil – und doch unbefriedigend

Die Frage der Versorgung mit Kinderärzten im Landkreis Freudenstadt bleibt für viele Familien ein enorm wichtiges Thema. Dies zeigt nicht zuletzt der offene Brief, den Mütter aus den Landkreisen Freudenstadt, Rottweil und dem Zollernalbkreis formuliert haben. Bereits Mitte Oktober fragte der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern (FDP) im Sozialministerium dazu nach, wie der unter anderem für die Gesundheitsversorgung zuständige Minister Manfred Lucha (Grüne) die Lage einschätzt und welche Handlungsoptionen sich ergeben.

Nun liegt die Antwort aus dem Ministerium vor. Demnach heißt es darin zum konkreten Fall in Horb: „Der Zulassungsausschuss (…) wird ein Nachbesetzungsverfahren einleiten, dessen Ziel es ist, den freigewordenen Vertragsarztsitz nachzubesetzen“. Auf die Frage von Dr. Timm Kern, wie der Minister die Versorgungslage mit Kinderärzten im Landkreis Freudenstadt und den umliegenden Landkreisen einschätzt, räumt dieser ein, dass das hohe Durchschnittsalter der Kinderärzte ein Problem sei. Wörtlich heißt es: „Damit stellt sich die Versorgung im Landkreis Freudenstadt zumindest rechnerisch als stabil da. Aufgrund des hohen Altersdurchschnitts der Ärzteschaft müssen wir die Situation jedoch genau im Blick behalten“. Bezüglich der Maßnahmen des Ministeriums verweist Manfred Lucha auf das Aktionsprogramm „Landärzte“ und die seit 2021 geltende Landarztquote bei der Vergabe von Studienplätzen. Auf die Frage nach dem Abbau von Bürokratie sieht der Minister ausschließlich den Bund in der Verantwortung.

Der FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern reagiert auf die Stellungnahme aus dem Sozialministerium zu seiner Anfrage mit Kritik: „Die Antwort des Sozialministers spiegelt die aktuelle Situation aus meiner Sicht nicht angemessen wider. Zwar ist es gut zu hören, dass sich um eine Nachfolge von Dr. Nagel bemüht wird – nachdem aber sowohl Dr. Schwarze als auch Dr. Anders ebenfalls ihren Rückzug aus Horb angekündigt haben, hat sich die Situation nochmals verschärft. Darauf geht das grün-geführte Ministerium aber leider gar nicht ein. Eine nur rein rechnerisch gute Gesundheitsversorgung bringt den Familien im Landkreis Freudenstadt und darüber hinaus jedenfalls gar nichts“, so der FDP-Politiker. Auch die Tatsache, dass Minister Lucha bei sich keine Verantwortung für den Abbau der Bürokratie sieht, sieht der Freudenstädter Abgeordnete kritisch: „Ja, es stimmt, dass zu viel Bürokratie im Gesundheitswesen auch vom Bund kommt, der hier ebenfalls seine Hausaufgaben machen muss. Aber keinerlei konkrete Vorschläge vorzulegen, was auch das Land tun kann, um auf den Abbau von Bürokratie hinzuwirken – das ist leider viel zu wenig.“

Auch die von Manfred Lucha angeführte Landarztquote kritisierte Dr. Timm Kern als „reine Symbolpolitik“. Wichtig sei, den ländlichen Raum attraktiv zu machen, statt den Eindruck zu vermitteln, dass gut ausgebildete Menschen nur mit Zwangsmaßnahmen in den ländlichen Raum gebracht werden könnten.