Wichtige Arbeit für die ganze Gesellschaft
- Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern (FDP) im Gespräch mit der Suchtberatungsstelle der Diakonie Freudenstadt
- Suchtberatung leistet wertvollen Beitrag zur Unterstützung von Sucht betroffener Menschen
Es gibt Themen, über die man nicht gerne spricht, obwohl sie gesellschaftlich sehr wichtig sind. Dazu gehört auch das Thema Sucht, welches mehr Menschen betrifft, als man gemeinhin denkt. In Deutschland sind immerhin 1,6 Millionen Menschen alkoholabhängig und 4,4 Millionen abhängig von Tabak. Aber auch Süchte, die nicht so stark in der Öffentlichkeit stehen, sind weit verbreitet: So sind zum Beispiel 1,3 Millionen Personen in Deutschland von einer Glücksspielstörung betroffen.
Grund genug für den Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern (FDP) sich auf Einladung der Diakonischen Bezirksstelle im Rahmen des Aktionsbündnisses „Suchtberatung retten“ wieder einmal bei einem Besuch der Suchtberatungsstelle der Diakonie Freudenstadt mit dem Thema Abhängigkeit auseinander zu setzen. Die Suchtberaterin Maria Flaig-Maier und der Suchtberater Daniel Bezner sowie Geschäftsführer Tobias Ditlevsen informierten über die Herausforderungen in der Suchtberatung. Maria Flaig-Maier, Suchtberaterin für Freudenstadt und Horb, erklärte dem Landtagsabgeordneten zu Beginn, dass ein wichtiger Teil der Beratung sei, auch die Angehörigen von Betroffenen miteinzubeziehen. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die ambulante Reha: „Wir möchten die Menschen nicht rausreißen aus Beruf und Familie, sondern langfristig begleiten“, zeigte Daniel Bezner das Konzept der Suchtberatungsstelle auf.
Dr. Timm Kern, der bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Landtag ist, interessierte sich sehr für die schulischen Präventionsmöglichkeiten: „Die Kinder- und Jugendpsychologen berichten mir von dramatischen Situationen, die mit den sozialen Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie zusammenhängen. Ist Ihre Arbeit dadurch schwieriger geworden?“, fragte der Abgeordnete. Tobias Ditlevsen, Geschäftsführer der Diakonie Freudenstadt, bestätigte den Eindruck: „Verlierer dieser zwei Jahre sind oft die Kinder“, erklärte er. Die Zahl der Betreuungen sei durch den gesellschaftlichen „Dauerstress“ der letzten 4-5 Jahre merklich gestiegen. Und auch bei den speziellen Beratungsanlässen ließen sich Veränderungen beobachten, die sich beispielsweise in vermehrten Anfragen im Bereich Essstörungen und Pornosucht zeigen.
Auch das Thema Entkriminalisierung von Cannabis wurde diskutiert. Dabei waren sich die Gesprächspartner einig, dass es in dieser Diskussion keine einfachen Antworten gebe. Einerseits, so Maria Flaig-Maier, dürfe von der Entkriminalisierung nicht das Signal ausgehen, dass Cannabis harmlos sei. Andererseits sei der Konsum von Cannabis in der bisherigen gesetzlichen Handhabe kontinuierlich gestiegen, habe also nicht den gewünschten Effekt der gesellschaftlichen Konsumreduktion erzielt. Hohe Priorität müsse bei allen Überlegungen eine wirksame und flächendeckende Prävention haben. Diese müsse stabil finanziert werden. So sah es auch Dr. Timm Kern, der forderte, die Erlöse des Staates aus dem Handel mit Cannabis müssten vollumfänglich in die Prävention fließen.
Ein wichtiges Anliegen der Diakonie sei auch die stabile Finanzierung der Suchtberatung in Baden-Württemberg, führte Tobias Ditlevsen aus; dies ist auch die zentrale Aufforderung des Aktionsbündnisses „Suchtberatung retten“. So sei die Landeszuwendung pro Fachkraft trotz steigender Kosten, insbesondere durch Lohnsteigerungen, seit 20 Jahren nicht angepasst worden. Dies belaste die Träger der Beratungsstellen, die dadurch einen immer höheren Eigenanteil leisten müssten, enorm. Dabei lohnten sich Investitionen in die Suchtberatung für die öffentliche Hand: Eine Studie für das Land Bayern habe aufgezeigt, dass ambulante Suchtberatungsstellen pro beratener Person Kosten in Höhe von 22.691 Euro vermeiden würden. Der FDP-Landtagsabgeordnete hörte sich die Nöte der Beratungsstellen aufmerksam an und sagte zu, diese Themen in seine Arbeit im Landtag einfließen zu lassen.
„Die Arbeit der Suchtberatungsstelle der Diakonie Freudenstadt ist äußerst wichtig – und zwar nicht nur für die Betroffenen einer Sucht, sondern für die ganze Gesellschaft. Deshalb muss die Arbeit der Beratungsstellen auf ein stabiles Fundament gestellt werden“, zog Dr. Timm Kern als Fazit aus dem Austausch.