Wo Erinnerungskultur lebendig wird
- Dr. Timm Kern, Landtagsabgeordneter der FDP, sowie FDP-Kreisvorsitzender Herbert Müller waren mit dem Volksbund Kriegsgräberfürsorge auf dem Calwer Friedhof unterwegs
- Volksbund leistet Bildungs- und Aufklärungsarbeit zu den beiden Weltkriegen
Die Erinnerung an die Gräuel der Weltkriege hochhalten und die richtigen Schlüsse für die heutige Zeit ziehen – das ist das zentrale Ziel des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Der FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern und der Kreisvorsitzende der FDP in Calw, Herbert Müller, ließen sich auf dem Friedhof im Calwer Zentrum die Arbeit des Volksbundes von Bildungsreferentin Eva Masurowski anschaulich erklären.
Teilweise werde der Volksbund Kriegsgräberfürsorge aufgrund seines Namens falsch eingeschätzt, berichtete Eva Masurowski: Manche Menschen meinten, es handele sich hier um eine rechtsradikale Organisation. „Dabei ist ja genau das Gegenteil richtig“, berichtete die Bildungsreferentin, „wir wollen ja gerade über die Gefahren des Faschismus und des Nationalismus aufklären“. Das dies heute wieder immer wichtiger werde, darüber waren sich die drei Gesprächspartner einig.
Das Programm des Volksbundes umfasst dabei vielfältige Aktivitäten. Ob die Analyse von realen Feldpostbriefen oder Pflegeeinsätze, bei denen die Gräber von Moos befreit werden und Schriften nachgezogen werden: Mit solchen Maßnahmen möchte die Organisation insbesondere der jüngeren Generation die Zeiten der beiden Weltkriege kritisch näherbringen. Auch eine Datenbank, in der die Lebensdaten von gefallenen Soldaten nachvollzogen werden können, ist durch den Volksbund aufgebaut worden.
Herbert Müller zeigte sich beeindruckt: „Natürlich schiebt man Krieg gedanklich immer möglichst weit von sich weg. Aber sich mit den Folgen von Nationalismus und Co. zu beschäftigen, ist wichtig – wir spüren diese Auswirkungen in Europa und der Welt ja leider auch wieder stärker.“ Auch Dr. Timm Kern lobte das Angebot des Volksbundes – auch aus eigener Erfahrung: „Ich bin selbst ausgebildeter Geschichtslehrer. Daher weiß ich, wie wichtig es ist, die Geschichte nicht einfach nur zu erzählen, sondern eine persönliche Beziehung herzustellen und deutlich zu machen, dass sie auch etwas mit unserem Leben heute zu tun hat. Das ist genau das, was Sie tun!“
Im anschließenden Gespräch zwischen Eva Masurowski, Dr. Timm Kern und Herbert Müller ging es aber auch um die Herausforderungen der Erinnerungsarbeit: So sei der Verein immer bestrebt, in seiner Arbeit mit Schulen nicht nur die Gymnasien anzusprechen, sondern über alle Schulformen hinweg aktiv zu sein. Auch die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) seien eine wichtige Zielgruppe. „Dabei ist es besonders schön, wenn sich die Zusammenarbeit mit Schulen verstetigt und man immer wieder eingeladen wird – denn das zeigt ja auch, dass wir etwas richtig machen“, berichtete Eva Masurowski.
Der Volksbund organisiere auch Zeitzeugengespräche mit Menschen, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt haben. Doch natürlich werde es mit zunehmender Zeit immer schwerer, noch Zeitzeugen zu finden. Dr. Timm Kern baute hier auf die Digitalisierung und Virtuelle Realität als Lösungsmöglichkeit: „Es gibt solche Projekte ja schon – zum Beispiel über das Leben von Anne Frank. Solche Angebote können auch in Zukunft eine Brücke in die Vergangenheit sein.“
Das Fazit der drei Gesprächspartner am Ende: Erinnerungskultur ist mehr als nur Beschäftigung mit der Vergangenheit – sie bietet auch wichtige Impulse für die Gegenwart.