Landtagsabgeordneter Dr. Kern kehrt zu seinen Wurzeln zurück
Die Aula des Martin-Gerbert-Gymnasiums ist an diesem Freitagvormittag voll mit Schülerinnen und Schülern, die gerade in der Pause sind. Mitten unter ihnen ein ehemaliger Schüler der Schule, der nun aber in ganz anderer Funktion zu Besuch ist: Der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern (FDP), einst selbst Abiturient am MGG, war gekommen, um sich mit den Schülerinnen und Schülern auszutauschen und von Schulleiter Volker Offenhäuser zu erfahren, was die Schule bewegt.
Etwa 50 Zehntklässler versammelten sich in der Mensa der Schule, um den Abgeordneten mit Fragen zu löchern. Dabei lag natürlich nahe, dass Fragen rund um die Schule und die Bildungspolitik eine zentrale Rolle spielten. So beschäftigte die aktuelle Debatte um die Frage nach G8 oder G9 und Dr. Timm Kerns Meinung hierzu die Jugendlichen. Der FDP-Abgeordnete führte aus: „Die Volksinitiative für eine Rückkehr zu G9 hat gezeigt, dass der Wille der Eltern und Schüler, zu G9 als Regelform zurückzukehren, eindeutig ist. Die Hoffnungen auf einen schnelleren Berufseinstieg durch die Einführung von G8 haben sich nicht erfüllt. Und pädagogisch gab es ohnehin nie einen sinnvollen Grund für G8. Deshalb bin ich für die schnellstmögliche Rückkehr zu G9 – ich halte das zum Schuljahr 2025/26 für möglich“.
Auch andere schulische Themen wie das schlechte Abschneiden Baden-Württembergs in verschiedenen Bildungsrankings kamen zur Sprache. „Was würden Sie anders machen?“, wollte ein Schüler vom FDP-Politiker wissen. Dieser führte aus, dass für ihn der Lehrkräftemangel das größte Problem sei. Er sorge dafür, dass kleinere Klassen und damit individuellere Förderung schwierig seien. Darum plädierte Dr. Timm Kern für die Abschaffung von Zugangshürden zum Lehramtsstudium, die Entlastung der Lehrkräfte von unterrichtsfremden Aufgaben und eine bessere Vergütung von Grundschullehrkräften.
Doch nicht nur Themen rund um die Schule interessierten die Zehntklässler des MGG: Auch die allgemeine politische Stimmung im Land verfolgen die Schülerinnen und Schüler mit Interesse. Wie der optimale Umgang mit Rechtsextremismus sei, wollte beispielsweise eine Schülerin in Zusammenhang mit den aktuellen Demonstrationen in fast allen deutschen Städten gegen rechten Extremismus wissen. Dr. Timm Kern führte aus: „Rechtsextremismus ist sicherlich die größte Bedrohung für die Demokratie aktuell. Wichtig ist hier zum Beispiel, die politische Bildung zu stärken und auch schon in der Schule den richtigen Umgang mit verschiedenen Informationsquellen zu lernen. Schüler müssen wissen, was eine seriöse Informationsquelle ist und wo Unsinn verbreitet wird.“
Und auch die anderen großen Demonstrationen, die das Land aktuell umtreiben, wurden diskutiert: Die Proteste von Landwirten, die gegen die schrittweise Abschaffung der Agrardiesel-Vergünstigung auf die Straße gehen. Dr. Timm Kern zeigte Verständnis für den Unmut, da Landwirte seit Jahren viel zu viel Bürokratie und Reglementierung seitens der Politik ausgesetzt seien. Natürlich müssten auch sie einen Beitrag zur notwendigen Einsparung leisten, aber in einem Rahmen, in dem ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht verloren ginge. Dass Parteien wie die AfD die Proteste für sich vereinnahmen wollen, empfand der Landtagsabgeordnete als absurd: „Die AfD hat in ihrem Programm stehen, dass sie grundsätzlich gegen alle Subventionen ist – und behauptet jetzt plötzlich das Gegenteil. Außerdem möchte sie aus der EU austreten, womit Milliardensubventionen für die Landwirtschaft futsch wären“.
Während die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen mit ihrem Gemeinschaftskundelehrer den Austausch nachbereiteten, fanden sich Dr. Timm Kern und Schulleiter Volker Offenhäuser zu einem Gespräch zusammen. Der Landtagsabgeordnete wollte dabei wissen, was die Schule bewegt und wo er aus der Landespolitik heraus unterstützen kann. Schulleiter Offenhäuser zeigte sich dabei insgesamt zufrieden mit der Ausstattung der Schule mit Lehrkräften, wünschte sich aber bei kurzfristig notwendigen Vertretungen mehr Sicherheit. Dr. Timm Kern plädierte hier für mehr Flexibilität der Schulen, zum Beispiel bei der Einstellung von so genannten 1-Fach-Lehrkräften, die nicht wie vorgesehen mindestens zwei Fächer studiert haben. „Die englische Native-Speakerin kann doch trotzdem eine Entlastung für den Englisch-Unterricht sein. Hier wissen die Schulen selbst doch am besten, was sie brauchen und was nicht“, so das Plädoyer des FDP-Abgeordneten.
Ein weiterer Wunsch von Volker Offenhäuser betraf die Entlastung von Verwaltungsaufgaben: „Eine Verwaltungsassistenz wäre eine erhebliche Entlastung. Wir brauchen die Lehrerinnen und Lehrer schließlich viel dringender im Unterricht“. Die Unterstützung durch die Stadt Horb sei jedoch sehr gut, was sich zum Beispiel an der umfassenden IT-Beratung zeige, die dem MGG seitens der Stadt zuteilwerde. Auch die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Regierungspräsidium Karlsruhe funktioniere reibungslos.
So zog Volker Offenhäuser, der nach einer kommissarischen Leitung nun seit einigen Monaten auch ganz offiziell Schulleiter des Horber Gymnasiums ist, ein insgesamt positives Fazit. Ein optimistischer Blick auf die Zukunft der Schule, welcher auch den Abiturienten des Jahres 1991, der heute im Landtag sitzt, freuen dürfte.